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Ressourcenbilanz und Burnout-Fallen

In einer Karriereberatung hatte ich es mit einer Führungskraft aus einer sozialen Institution zu tun, die ihren Job gekündigt hatte und sich nun neu orientieren wollte. Unsere Mitglieder, die sich für den Quickcheck anmelden, erstellen im Vorfeld ein Situationsdiagramm, das ihre aktuelle Ressourcensituation in den Bereichen Beruf, Arbeitsstelle, Privatsphäre, Wohlbefinden und Persönlichkeit darstellt. Diese Momentaufnahme gibt wertvolle Einblicke in die allgemeine Ressourcenlage und ermöglicht präzise Skalierungsfragen[1].

 

Die fünf Bereiche stehen in einer Wechselwirkung zueinander: Schwache Ressourcen in einem Bereich können durch gute Ressourcen in anderen Bereichen ausgeglichen oder beeinflusst werden. Bevor ich das Gespräch mit dem Kunden führe, schaue ich mir seine Fragestellung, seinen Lebenslauf und sein Situationsdiagramm an, um mir ein erstes Bild zu machen. Im Fall der erwähnten Führungskraft war aufgrund der Ausgangslage und des Situationsdiagramms schnell klar, dass sie zunächst ihre Kraftreserven wieder aufbauen und sich mit ihrer eigenen Selbstwirksamkeit auseinandersetzen musste, um in einer neuen Stelle die geforderte Leistung erbringen zu können.

 

Erschöpfungszustände bei Führungskräften

Als Führungskräfte müssen wir verstehen, wie wir Energie in unsere Arbeit und Projekte einbringen können, ohne unsere Gesundheit zu gefährden. Wir tragen die Verantwortung für das Wohlergehen unserer Mitarbeitenden. Umso wichtiger ist es, sich als Vorbild gesund zu verhalten, um die notwendigen Ressourcen zu haben, sich um das eigene Team zu kümmern.

Führungskräfte sind aufgrund der wachsenden Ansprüche, Spannungsfeldern und des Zeit- und Arbeitsdrucks besonders Burnout-gefährdet. Laut dem 2022 veröffentlichten Work Trend Index von Microsoft[2], basierend auf einer weltweiten Umfrage unter Arbeitnehmern aus verschiedenen Branchen und Unternehmen, geben 53% der Manager an, sich bei der Arbeit ausgebrannt zu fühlen. Diese Quote ist damit höher als bei der Arbeitnehmerschaft insgesamt.

Burnout ist das Ergebnis von ständigem Stress am Arbeitsplatz, der zu Erschöpfung, Zynismus und einem gefühlten Mangel an beruflicher Leistung führt.[3]

 

Burnout-Fallen frühzeitig angehen

In meinem Beispiel hat die Kaderperson die Reissleine gezogen. Sie hat festgestellt, dass ungelöste Konflikte, ihre Einschätzung, ihrem (zu) hohen Anspruch nicht genügen zu können, sowie mangelnde Unterstützung durch die Vorgesetzten zu viel für sie waren.

Das Situationsdiagramm war ein Abbild der gegenwärtigen Situation. Der Ressourcenmangel im Arbeitsbereich konnte weder kurzfristig noch längerfristig über Ressourcen in anderen Bereichen ausgeglichen werden. Zumindest positiv zeigte sich die Ressourcenlage im gewählten Beruf. Wenn die Ressourcen im beruflichen Kontext (Identifikation mit dem Beruf; eigene Bedürfnisse in den Beruf einbringen können; sich weiter entwickeln können) schwach sind, ist es höchste Zeit sich umzuorientieren.

Sind Arbeitsinhalt und -bedingungen in Bezug auf Ressourcen unterdurchschnittlich, kann es daran liegen, dass die Arbeit zu wenig Sinn macht oder die eigenen Fähigkeiten zu wenig genutzt werden. Stellen Sie sich die Frage, was Ihre Rolle ist und was dazu beitragen könnte, Ihre Kompetenzen und Skills besser zu nutzen.

Job Crafting bezeichnet den Prozess, bei dem ein Arbeitsplatz an die Stärken, Interessen und Leidenschaften eines Mitarbeiters angepasst wird, ohne den Beitrag der Rolle für das Unternehmen zu schmälern. Es geht darum, die Aufgaben und die physischen, geistigen oder Beziehungsaspekte des Jobs zu klären und auf sinnvolle Weise neu zu gestalten. Gemäß dem Ansatz: mehr von dem tun, was sinnvoll ist, das Bewährte beibehalten und weniger von dem tun, was belastet – zum Beispiel durch Delegieren von Aufgaben. Ist dies nicht möglich oder werden Sie daran gehindert, ist es Zeit, diesen Job zu verlassen.

 

Kommunikation ist zentral

Wenn Sie sich erschöpft fühlen, benennen Sie es. Damit geben Sie anderen die Möglichkeit, das Gleiche zu tun. Beginnen Sie eine Sitzung mit der Frage: Wie fühlt sich jeder auf einer Skala von 1-10? Damit erhöhen Sie das Vertrauen, vorausgesetzt die Frage ist ernst gemeint und Sie klären bilateral, was die Person mit einem tiefen Wert an Unterstützung braucht.

Überhaupt ist es wichtig, „Gesundheit“ zu einem Thema zu machen, über das man reden kann und soll, genauso wie über Performance-Zahlen. Oftmals hat man das Gefühl, man sei der Einzige, der eine schwierige Phase durchmacht. Manchmal ist alles, was wir brauchen, mutig zu teilen, aktiv zuzuhören und uns ehrlich auszutauschen.

 

Arbeiten an der Selbstwirksamkeit

Sich selbst führen heisst Arbeiten an der eigenen Selbstwirksamkeit. Durch die regelmässige Auseinandersetzung mit dem nachfolgenden Selbstwirksamkeitsrad arbeitet man an konkrete Fragestellungen und verbessert auch seine eigene Ressourcenbilanz

.

Abbildung: Das Rad der Selbstwirksamkeit[4]

 

Dazu gehört:

  • Sich selbst wahrnehmen: Die eigenen Werte, Einstellungen, Bedürfnisse verstehen sowie ehrliche Rückmeldungen über sich einfordern.
  • Sich selbst regulieren: Die aus der Selbstwahrnehmung entstehenden Gefühle und Stimmungen steuern, schwierige Situationen reflektieren und aktiv beeinflussen. Dazu gehört auch zu verstehen, was einem gut tut und wie man Zeiten im Kalender für sich reservieren kann, um das Gefühl der Erschöpfung zu verringern.
  • ich selbst motivieren: eigene Quellen der Leistungsbereitschaft, Zufriedenheit und Begeisterungsfähigkeit erkennen und auf-/ausbauen.
  • Sich weiterentwickeln: Die oben genannten Punkte bedingen ein hohes Mass an Selbstreflexion und die Fähigkeit, Hintergründe zu erkunden und neue Dinge in der Lernzone auszuprobieren und daran zu wachsen.

 

Basis der Selbstwirksamkeit sind Selbstsicherheit und Offenheit. Beide fussen auf eine positive Einstellung und klare Wertvorstellungen. Eine selbstsichere Person ist kritiktolerant, kann seine eigene Meinungen einbringen, hat eine realistische Selbsteinschätzung und Fähigkeit zu Selbstkritik. Wer weltoffen mit Problemen und Schwierigkeiten umgeht, hält seine Sinne wach und ist offen für neue Erkenntnisse, die er wiederum für seine Weiterentwicklung und die aktive Gestaltung von Beziehungen nutzt.

 

Wenn man eine Arbeit macht, die einem am Herzen liegt, kann es leicht passieren, dass sie das ganze Leben in Anspruch nimmt. Aber Arbeit sollte nicht auf Kosten der Gesundheit gehen.

Um an den Anfang zurückzukommen: die eingangs beschriebene Ressourcenbilanz ist ein wichtiger Indikator, wo ich Ressourcenzubringer und Ressourcenfresser habe und wie sie sich gegenseitig beeinflussen. Die Analyse der Ressourcensituation bildet die Grundlage, bevor man den nächsten Karriereschritt plant. Denn ohne ausreichende Ressourcen gibt es weder Energie noch Motivation, und auch die Chancen auf Erfolg in Bewerbungsgesprächen sinken erheblich.

 


 


[1] Die Skala aus der Abfrage im Situationsdiagramm wird mit einer Soll-Vorstellung verglichen. Die ratsuchende Person legt dar, wie die Situation bei einem höheren Wert aussehen würde und wohin dich die Person auf der Skala entwickeln möchte.

[2] More Than 50% of Managers Feel Burned Out (hbr.org)

[3] Gründe für das Auftreten der Symptome: eine untragbare Arbeitsbelastung, ein empfundener Mangel an Kontrolle, unzureichende Wertschätzung für die geleistete Arbeit, das Fehlen von Unterstützung, ein Mangel an Fairness und ein Missverhältnis zwischen eigenen Werten und Fähigkeiten.

[4] Quelle: Jürg Eggenberger, Swiss Leaders

In einer Karriereberatung hatte ich es mit einer Führungskraft aus einer sozialen Institution zu tun, die ihren Job gekündigt hatte und sich nun neu orientieren wollte. Unsere Mitglieder, die sich für den Quickcheck anmelden, erstellen im Vorfeld ein Situationsdiagramm, das ihre aktuelle Ressourcensituation in den Bereichen Beruf, Arbeitsstelle, Privatsphäre, Wohlbefinden und Persönlichkeit darstellt. Diese Momentaufnahme gibt wertvolle Einblicke in die allgemeine Ressourcenlage und ermöglicht präzise Skalierungsfragen[1].

 

Die fünf Bereiche stehen in einer Wechselwirkung zueinander: Schwache Ressourcen in einem Bereich können durch gute Ressourcen in anderen Bereichen ausgeglichen oder beeinflusst werden. Bevor ich das Gespräch mit dem Kunden führe, schaue ich mir seine Fragestellung, seinen Lebenslauf und sein Situationsdiagramm an, um mir ein erstes Bild zu machen. Im Fall der erwähnten Führungskraft war aufgrund der Ausgangslage und des Situationsdiagramms schnell klar, dass sie zunächst ihre Kraftreserven wieder aufbauen und sich mit ihrer eigenen Selbstwirksamkeit auseinandersetzen musste, um in einer neuen Stelle die geforderte Leistung erbringen zu können.

 

Erschöpfungszustände bei Führungskräften

Als Führungskräfte müssen wir verstehen, wie wir Energie in unsere Arbeit und Projekte einbringen können, ohne unsere Gesundheit zu gefährden. Wir tragen die Verantwortung für das Wohlergehen unserer Mitarbeitenden. Umso wichtiger ist es, sich als Vorbild gesund zu verhalten, um die notwendigen Ressourcen zu haben, sich um das eigene Team zu kümmern.

Führungskräfte sind aufgrund der wachsenden Ansprüche, Spannungsfeldern und des Zeit- und Arbeitsdrucks besonders Burnout-gefährdet. Laut dem 2022 veröffentlichten Work Trend Index von Microsoft[2], basierend auf einer weltweiten Umfrage unter Arbeitnehmern aus verschiedenen Branchen und Unternehmen, geben 53% der Manager an, sich bei der Arbeit ausgebrannt zu fühlen. Diese Quote ist damit höher als bei der Arbeitnehmerschaft insgesamt.

Burnout ist das Ergebnis von ständigem Stress am Arbeitsplatz, der zu Erschöpfung, Zynismus und einem gefühlten Mangel an beruflicher Leistung führt.[3]

 

Burnout-Fallen frühzeitig angehen

In meinem Beispiel hat die Kaderperson die Reissleine gezogen. Sie hat festgestellt, dass ungelöste Konflikte, ihre Einschätzung, ihrem (zu) hohen Anspruch nicht genügen zu können, sowie mangelnde Unterstützung durch die Vorgesetzten zu viel für sie waren.

Das Situationsdiagramm war ein Abbild der gegenwärtigen Situation. Der Ressourcenmangel im Arbeitsbereich konnte weder kurzfristig noch längerfristig über Ressourcen in anderen Bereichen ausgeglichen werden. Zumindest positiv zeigte sich die Ressourcenlage im gewählten Beruf. Wenn die Ressourcen im beruflichen Kontext (Identifikation mit dem Beruf; eigene Bedürfnisse in den Beruf einbringen können; sich weiter entwickeln können) schwach sind, ist es höchste Zeit sich umzuorientieren.

Sind Arbeitsinhalt und -bedingungen in Bezug auf Ressourcen unterdurchschnittlich, kann es daran liegen, dass die Arbeit zu wenig Sinn macht oder die eigenen Fähigkeiten zu wenig genutzt werden. Stellen Sie sich die Frage, was Ihre Rolle ist und was dazu beitragen könnte, Ihre Kompetenzen und Skills besser zu nutzen.

Job Crafting bezeichnet den Prozess, bei dem ein Arbeitsplatz an die Stärken, Interessen und Leidenschaften eines Mitarbeiters angepasst wird, ohne den Beitrag der Rolle für das Unternehmen zu schmälern. Es geht darum, die Aufgaben und die physischen, geistigen oder Beziehungsaspekte des Jobs zu klären und auf sinnvolle Weise neu zu gestalten. Gemäß dem Ansatz: mehr von dem tun, was sinnvoll ist, das Bewährte beibehalten und weniger von dem tun, was belastet – zum Beispiel durch Delegieren von Aufgaben. Ist dies nicht möglich oder werden Sie daran gehindert, ist es Zeit, diesen Job zu verlassen.

 

Kommunikation ist zentral

Wenn Sie sich erschöpft fühlen, benennen Sie es. Damit geben Sie anderen die Möglichkeit, das Gleiche zu tun. Beginnen Sie eine Sitzung mit der Frage: Wie fühlt sich jeder auf einer Skala von 1-10? Damit erhöhen Sie das Vertrauen, vorausgesetzt die Frage ist ernst gemeint und Sie klären bilateral, was die Person mit einem tiefen Wert an Unterstützung braucht.

Überhaupt ist es wichtig, „Gesundheit“ zu einem Thema zu machen, über das man reden kann und soll, genauso wie über Performance-Zahlen. Oftmals hat man das Gefühl, man sei der Einzige, der eine schwierige Phase durchmacht. Manchmal ist alles, was wir brauchen, mutig zu teilen, aktiv zuzuhören und uns ehrlich auszutauschen.

 

Arbeiten an der Selbstwirksamkeit

Sich selbst führen heisst Arbeiten an der eigenen Selbstwirksamkeit. Durch die regelmässige Auseinandersetzung mit dem nachfolgenden Selbstwirksamkeitsrad arbeitet man an konkrete Fragestellungen und verbessert auch seine eigene Ressourcenbilanz

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Abbildung: Das Rad der Selbstwirksamkeit[4]

 

Dazu gehört:

  • Sich selbst wahrnehmen: Die eigenen Werte, Einstellungen, Bedürfnisse verstehen sowie ehrliche Rückmeldungen über sich einfordern.
  • Sich selbst regulieren: Die aus der Selbstwahrnehmung entstehenden Gefühle und Stimmungen steuern, schwierige Situationen reflektieren und aktiv beeinflussen. Dazu gehört auch zu verstehen, was einem gut tut und wie man Zeiten im Kalender für sich reservieren kann, um das Gefühl der Erschöpfung zu verringern.
  • ich selbst motivieren: eigene Quellen der Leistungsbereitschaft, Zufriedenheit und Begeisterungsfähigkeit erkennen und auf-/ausbauen.
  • Sich weiterentwickeln: Die oben genannten Punkte bedingen ein hohes Mass an Selbstreflexion und die Fähigkeit, Hintergründe zu erkunden und neue Dinge in der Lernzone auszuprobieren und daran zu wachsen.

 

Basis der Selbstwirksamkeit sind Selbstsicherheit und Offenheit. Beide fussen auf eine positive Einstellung und klare Wertvorstellungen. Eine selbstsichere Person ist kritiktolerant, kann seine eigene Meinungen einbringen, hat eine realistische Selbsteinschätzung und Fähigkeit zu Selbstkritik. Wer weltoffen mit Problemen und Schwierigkeiten umgeht, hält seine Sinne wach und ist offen für neue Erkenntnisse, die er wiederum für seine Weiterentwicklung und die aktive Gestaltung von Beziehungen nutzt.

 

Wenn man eine Arbeit macht, die einem am Herzen liegt, kann es leicht passieren, dass sie das ganze Leben in Anspruch nimmt. Aber Arbeit sollte nicht auf Kosten der Gesundheit gehen.

Um an den Anfang zurückzukommen: die eingangs beschriebene Ressourcenbilanz ist ein wichtiger Indikator, wo ich Ressourcenzubringer und Ressourcenfresser habe und wie sie sich gegenseitig beeinflussen. Die Analyse der Ressourcensituation bildet die Grundlage, bevor man den nächsten Karriereschritt plant. Denn ohne ausreichende Ressourcen gibt es weder Energie noch Motivation, und auch die Chancen auf Erfolg in Bewerbungsgesprächen sinken erheblich.

 


 


[1] Die Skala aus der Abfrage im Situationsdiagramm wird mit einer Soll-Vorstellung verglichen. Die ratsuchende Person legt dar, wie die Situation bei einem höheren Wert aussehen würde und wohin dich die Person auf der Skala entwickeln möchte.

[2] More Than 50% of Managers Feel Burned Out (hbr.org)

[3] Gründe für das Auftreten der Symptome: eine untragbare Arbeitsbelastung, ein empfundener Mangel an Kontrolle, unzureichende Wertschätzung für die geleistete Arbeit, das Fehlen von Unterstützung, ein Mangel an Fairness und ein Missverhältnis zwischen eigenen Werten und Fähigkeiten.

[4] Quelle: Jürg Eggenberger, Swiss Leaders

Event Start Date: 20.06.2024 02:00